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17.05.2024

Ein Jubiläum und eine ungewisse Zukunft

Anlässlich 70 Jahre Diakonisches Jahr und 60 Jahre FSJ appellieren die Evangelischen Freiwilligendienste an den Gesetzgeber, die Freiwilligendienste langfristig finanziell abzusichern und einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst einzuführen.

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch eröffnete die Veranstaltung.

Als Geburtsstunde der Freiwilligendienste gilt der 9. Mai 1954, als der damalige Leiter der nordbayerischen Diakonie Neuendettelsau, Hermann Dietzfelbinger, junge Frauen dazu aufrief »ein Jahr ihres Lebens für die Diakonie zu wagen«. Am 29. April 1964 verabschiedete der Bundestag das Gesetz zur Förderung eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ). Es schuf den gesetzlichen Rahmen für die heutigen Freiwilligendienste im In- und Ausland. Das Doppeljubiläum feierten die Trägerorganisationen der Evangelischen Freiwilligendienste am 15. Mai mit einem Festakt in Berlin. Festredner war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Veranstaltung unter dem Motto »300.000 Mal Zusammenhalt« fand im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung in Berlin statt.

»Mit dem Aufruf zum Diakonischen Jahr 1954 wurde eine Gründungsidee geboren, die sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat,« sagte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch in seiner Begrüßung. Heute engagieren sich in den Freiwilligendiensten der Evangelischen Trägergruppe jährlich rund 14.000 Menschen in Deutschland und weltweit. Und mit Blick auf die Zukunft fügte er hinzu: »Freiwilligendienste tragen wesentlich dazu bei, die Gesellschaft zusammenzuhalten.«

In seiner Ansprache betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bedeutung der Freiwilligendienste und dankte den Freiwilligen und allen Mitarbeitenden in den Freiwilligendiensten für ihre Arbeit.

Gewinn hoch drei

Mit Blick auf das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Festrede: »So wie der Mensch nicht vom Brot allein lebt, so lebt eben auch die liberale Demokratie nicht von Verfassung und Gesetzen allein. Sie braucht aktive Bürgerinnen und Bürger, die Verantwortung für sich selbst, für andere und möglichst auch für das Gemeinwesen übernehmen.« Und weiter: »Die Freiwilligendienste haben in den vergangenen Jahrzehnten mitgeholfen, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und das bürgerschaftliche Engagement zu stärken, und sie tun es bis heute.«

Freiwilligendienste sind ein Gewinn auf drei Ebenen – das hat auch der Bundespräsident betont: für Freiwillige, für Einsatzstellen und ihre Zielgruppen und für die Gesellschaft: Die Freiwilligen können sich im praktischen Tun ausprobieren und persönlich weiterentwickeln. Die Menschen in den Einsatzstellen erhalten von den Freiwilligen Zeit und Aufmerksamkeit. Die Einsatzstellen gewinnen durch Freiwillige möglicherweise auch geeignete Nachwuchskräfte oder längerfristig Engagierte. Die Freiwilligendienste leisten einen großen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt: Hier begegnen sich unterschiedliche Menschen oft über soziale und kulturelle Grenzen und über Generationen hinweg. Freiwillige können Beteiligung und Mitsprache erleben und einüben. All das fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratiefähigkeit der Beteiligten.

Kirsten Fehrs, amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, bei ihrem Grußwort, in dem sie zum Applaus für die Freiwilligendienste aufrief.

#300.000MalZusammenhalt

Mit dem aktuellen Jahrgang überschreiten die Evangelischen Freiwilligendienste die Zahl von insgesamt 300.000 Menschen, die in den vergangenen 70 Jahren einen Freiwilligendienst bei evangelischen Trägern im In- oder Ausland geleistet haben. Zu diesen Trägern zählen auch die Kinder- und Jugendwerke der SJK und OJK, das Diakoniewerk Martha-Maria und die EmK-Weltmission, die mir ihrem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst jungen Menschen eine Horizonterweiterung und einen Perspektivwechsel ermöglicht.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs betonte in ihrem Grußwort die wichtige Rolle der Freiwilligendienste. »Mich beeindruckt es sehr, mit welch Mut und Motivation die Freiwilligen ein Jahr ihres Lebens einsetzen, um sich ganz bewusst für Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft einzusetzen. Nicht selten mit dem Ergebnis, dass sie selbst einen sozialen Beruf ergreifen wollen. Auch das ist aus meiner Sicht ein Grund, warum die verschiedenen Freiwilligendienste national wie international unbedingt erhalten bleiben müssen.«

Zu den rund 140 Gästen der Veranstaltung gehörten Bundestagsabgeordnete, Mitarbeitende der Ministerien, Vertreter*innen aus Kirche und Gesellschaft sowie Verantwortliche der Trägerorganisationen für Freiwilligendienste.

Doch in den letzten Jahren stehen immer wieder Finanzkürzungen im Raum. Gepaart mit den rapide steigenden Kosten ist es für viele Träger schwierig, ihre Angebote in der bisherigen Qualität fortzuführen. Doch gerade eine gute pädagogische Begleitung macht den Freiwilligendienst zu einem Erfolg für Freiwillige, Einsatzstellen und Gesellschaft. »Unsere Vision ist eine langfristig gesicherte Finanzierung der Dienste sowie ein Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst,« betonte deshalb Diakonie-Präsident Schuch.

Darum gab es nach dem Festakt noch die Gelegenheit, sich mit geladenen Mitgliedern des Bundestages auszutauschen. Dabei konnten die Träger nicht nur ihre Positionen erläutern, sondern auch die große Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren. Ein gelungener Abend!

Birgit Braeske unter Verwendung einer gemeinsamen Pressemitteilung
von Diakonie Deutschland und Evangelische Freiwilligendienste

© Fotos: Jörg Farys/Evangelische Freiwilligendienste