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Warum ein Freiwilligendienst? Ein Interview [siehe]

Video über den Freiwilligendienst [siehe]

Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst [siehe]

Bericht aus Namibia [siehe]

31.07.2024

Sawubona! – Hallo!

Daniel Merkt macht einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im Südlichen Afrika. Über seine Zeit im Epworth Kinderheim in Johannesburg berichtet er in einem Brief, um andere für einen Freiwilligendienst zu begeistern:

»Ich heiße Daniel und bin weltwärts-Freiwilliger 2023/24 bei der EmK-Weltmission. Nicht nur mehr Wörter und Sätze auf Zulu (einer der inklusive Englisch und Afrikaans 11 anerkannten Amtssprachen in Südafrika) sollte ich in den nächsten Monaten während meines Dienstes im Epworth Children’s Village bei Johannesburg lernen. Neun Monate nach meiner Ankunft bin ich um einen ganzen Erfahrungsschatz über unsere Welt, unseren Glauben und mich selbst reicher. Ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst ist ein Lerndienst!

In der riesigen Metropole des westlich beeinflussten, industrialisierten Südafrikas angekommen, war schnell klar, dass es sich hier nicht um die typische Vorstellung von Freiwilligenarbeit in einem kleinen Dorf mit frei herumlaufenden Tieren handelt. Die Probleme und damit verbundenen Aufgaben sind im Kern jedoch dieselben. Die geschäftige Art der großen Stadt macht es dabei mindestens genauso interessant und spannend.

Leben und arbeiten im Kinderheim

Auf dem Gelände des Kinderheims ist viel Platz für Spiel und Sport

Aber erstmal zum Alltagsgeschäft: Die Kinder und Jugendlichen zwischen ca. 6 und 18 Jahren sind in fünf verschiedene Häuser nach Alter und Geschlecht aufgeteilt. Mein Arbeitsplatz ist im Haus von 14 Jungs zwischen 7 und 13 Jahren. Mein Arbeitstag beginnt um 10 Uhr und ich helfe den Hausmüttern mit den täglichen Aufgaben im Haushalt und Lebensmittel aus dem Lager zu besorgen. Danach bereite ich das Mittagessen (Sandwiches) für die Kinder vor. Zwischen 13 und 15 Uhr kommen die Kinder von der Schule. Nach dem Essen geht es an die Hausaufgaben (außer freitags) – sind die fertig, dürfen die Kids meistens im Haus und draußen spielen. Hoch im Kurs sind Fußball, Frisbee und die Spielgeräte hinterm Haus, für innen kleine Gruppenspiele und z.B. ›Papierfußball‹ mit selbstgefalteten Toren und Spielern. Um 17 Uhr ist Badezeit. Meistens bleibe ich auch zum Abendessen. Das traditionelle Essen (meist mit Pap, einem Maisbrei) schmeckt mir sehr, die Hausmütter freuen sich und wir schauen zusammen fern.

Unter der Woche geht es für ›meine‹ Jungs um 20 Uhr ins Bett, denn der Schulbus fährt oft schon sehr früh. Am Wochenende dürfen sie natürlich länger aufbleiben und auch mal Filme schauen. Außerdem lieben sie es zu tanzen, am besten zur typisch südafrikanischen Musik. Echt beeindruckend, wie sich die Kleinen dazu bewegen und mir die verschiedenen Bewegungen beibringen.

Abwechslung

Am Wochenende organisieren Gemeinden und Unterstützungsgruppen besondere Events für die Kinder und Jugendlichen

An den Wochenenden kommen oft ›visitors‹, also verschiedene Gruppen/Gemeinden, die meistens ein paar Stunden Spiel und Spaß sowie ein Essen für die Kinder und Jugendlichen organisieren. Das ist immer ein Highlight!

So habe ich dann auch Anschluss in einer methodistischen Gemeinde gefunden, wo ich fast jede Woche bei einem klasse Gottesdienst mit tollem Worship dabei bin. Dienstags geht’s zu den ›Young Adults‹, wo man sich ausführlich über spirituelle und alltägliche Themen austauscht und nach und nach echte Freundschaften gewachsen sind.

Herausforderungen

Manches funktioniert natürlich auch nicht perfekt. Nicht selten gibt es für ein paar Stunden kein Wasser aus dem Hahn. Das prominenteste Beispiel ist die von fast täglichen Abschaltungen betroffene Stromversorgung, das sogenannte ›load-shedding‹. Die Menschen haben aber neue Hoffnung geschöpft, denn seit April dieses Jahrs hat sich die Situation deutlich verbessert.

Insgesamt habe ich die Zeit im Epworth Children’s Village sehr genossen und ich konnte viel dazulernen. 14 Kinder zwischen 7 und 13 Jahren in einem Haus kommen natürlich mit viel Energie daher, die einerseits ansteckend ist, andererseits aber auch anstrengend werden kann. Kinder in der Pubertät bekommen sich oft in die Haare. Und auch der Altersunterschied kann Probleme bereiten, wenn der 7-Jährige mal wieder den 13-Jährigen nervt oder der Größere seinen Ärger an den Kleinen rauslässt. Auch die Verhaltensweisen der Kinder sind wegen der so unterschiedlichen, oft bewegten Vergangenheiten der Kinder sehr unterschiedlich. Viel Nützliches zum Umgang mit den Kindern in schwierigen Situationen konnte ich mir von den verantwortungsvollen Hausmüttern abschauen.

Nach der Apartheid

Das Apartheid-Museum dokumentiert die Rassentrennung von ihrer Entstehung bis zur Aufarbeitung

Die politische Situation ist auch dreißig Jahre nach dem Ende der Apartheid nicht einfach. Jahrzehntelang gehörte die Rassentrennung und Diskriminierung von Nicht-Weißen in Südafrika zum Alltag. Ausführlich konnten wir uns dazu im Apartheid Museum informieren. In einigen Bereichen sind die Nachwirkungen noch heute deutlich spürbar. Oft leben die verschiedenen Bevölkerungsgruppen räumlich getrennt und scheuen den Kontakt zueinander. Die Gründe sind vielschichtig, doch es ist traurig zu sehen, dass viele Schwarze immer noch in Wellblechhütten auf engstem Raum zwischen Müllbergen leben und leben müssen. Außerdem macht die extreme Korruption in den Reihen der Regierungspartei ANC die Bevölkerung unzufrieden und so verlor der ANC als ›Mandela-Partei‹ bei den Wahlen im Mai erstmals seit 1994 die absolute Mehrheit im Parlament. Viele Hoffnungen liegen auf der Koalitionsregierung, die sich nun beweisen muss.

Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Überblick über mein Freiwilligenjahr mit der EmK-Weltmission verschaffen. Von so einem Freiwilligendienst im Ausland profitieren das Projekt und Du zur gleichen Zeit. Werde Teil von den Volunteers oder empfehlt das Programm an andere weiter!

Viele Grüße, euer Daniel

Bedingt durch die Schließung des Epworth Children’s Village verbringt Daniel die letzten zwei Monate seines Dienstes in Lesotho und arbeitet dort im Kinderheim »Beautiful Gate« mit.