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100 Jahre EmK in Nigeria [siehe]

05.08.2024

Nigerianischer Bischof verlässt die Evangelisch-methodistische Kirche

Bischof John Wesley Yohanna, bislang Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Nigeria, verlässt zusammen mit weiteren Führungsverantwortlichen und einem Teil der Kirchenmitglieder die EmK. Die Bischöf:innen der EmK ernannten eine Interimsführung. Ende des Jahres werden dann die regulären Bischofswahlen stattfinden.

Der nigerianische Bischof John Wesley Yohanna spricht zusammen mit Mitgliedern seines Kabinetts ein Gebet während einer Zusammenkunft am 24. Juli in der McBride Kirche in Jalingo.(Foto: Ramson Danjuma, Kommunikationsberantwortlicher der Nordost-Nigeria-Konferenz).

Bischof Yohanna gab in einer Pressekonferenz am 29. Juli bekannt, dass er die EmK verlässt und sich der Global Methodist Church anschließt, einer methodistischen Kirche, die 2022 von ehemaligen Mitgliedern der EmK gegründet wurde, die sich eine konservativere Kirche wünschen. Am selben Tag reichte er seinen Rücktritt beim Bischofsrat der EmK ein.

Interimistische Leitung

»Der Bischofsrat der EmK hat nach dem Rücktritt des früheren Bischofs John-Wesley Yohanna ein Leitungsteam für die Aufsicht über das Bischofsgebiet Nigeria der EmK eingesetzt«, heißt es in einer Medienmitteilung des Bischofsrats vom 2. August. Bischof John Schol (USA), Bischof Eben Nhiwatiwa (Simbabwe) und Bischof Patrick Streiff (Schweiz) werden als Interimsteam die bischöflichen Aufgaben für das Bischofsgebiet Nigeria bis Dezember 2024 übernehmen. Als leitender Bischof wird Bischof Schol fungieren, und Bischof Nhiwatiwa wird Bischof Schol auf seinen Reisen nach Nigeria begleiten.

Laut einer Pressemitteilung des Bischofsrats vom 30. Juli arbeiten dessen Präsidentin, Bischöfin Tracy S. Malone, und andere Führungsverantwortliche mit dem Westafrikanischen Bischofskollegium und dem dortigen Ausschuss für Bischofswahlen zusammen, um eine Interimsleitung für die Kirche in Nigeria zu finden.

Aufruf zum Beten

In einem Brief an ihre bischöflichen Kolleg:innen bat die Präsidentin des Bischofrates, Bischöfin Tracy S. Malone, gemäß der Pressemitteilung um Gebet für Yohanna und die Kirche in Nigeria. »Wir sind traurig über seine Entscheidung, seinen Dienst in der Evangelisch-methodistischen Kirche nicht mehr fortzusetzen«, schrieb sie und lud ein, »für unseren ehemaligen Kollegen und die Kirche in Nigeria zu beten«.

Zugleich forderte sie dazu auf, vorerst Gelder, mit denen die kirchliche Arbeit oder Projekte in Nigeria unterstützt werden, zurückzuhalten oder auf ein Treuhandkonto zu legen, »bis eine neue bischöfliche Führung … und neue Mechanismen zur Verteilung vorhanden sind«.

Höhepunkt eines eskalierenden Streits

Yohanna sollte Ende dieses Jahres als Bischof in den Ruhestand treten. Die Westafrikanische Zentralkonferenz wird im Dezember drei neue Bischöf:innen wählen, von denen eine:r für Nigeria ernannt werden soll.

Yohannas Rücktritt beendet monatelange Spekulationen und ist der Höhepunkt von sich mehr als drei Jahre hinziehenden, teils erbitterten Auseinandersetzungen um die Führung der EmK in Nigeria. Zugleich werden dadurch die ebenfalls während Jahren geführten Versöhnungsgespräche und die dabei getroffenen Vereinbarungen hinfällig, die in der EmK in Nigeria wieder ein versöhntes Miteinander ermöglichen sollten. Zuletzt waren die Konflikte derart eskaliert, dass es zur Verhaftung von Pastoren und einem Laienmitglied auf Anweisung der bischöflichen Verwaltung kam.

Ursache für die Trennung

Eine Gruppe von Methodist:innen aus den Jährlichen Konferenzen des Nordostens und des Südens Nigerias, die am 24. Juli in Jalingo zusammenkamen, hat nun beschlossen, die Kirche zu verlassen. Als Grund gaben sie die jüngsten Entscheidungen der Generalkonferenz, des obersten Leitungsgremiums der EmK an. Dort war beschlossen worden, die Definition der Ehe in den Sozialen Grundsätzen zu ändern, alle qualifizierenden Aussagen zur sexuellen Orientierung aus der Kirchenordnung zu streichen und die Ordination homosexueller Personen zu erlauben. Die Maßnahmen der Generalkonferenz seien mit der biblischen Lehre unvereinbar, so die Ansicht der jetzt ausgetretenen Personen.

Differenzen über den künftigen Weg

Pastor Ande Emmanuel spricht während der Generalkonferenz 2024 in Charlotte, N.C., vor den Delegierten. (Foto: Larry McCormack, UM News.)

Die EmK in Nigeria war in den letzten Jahren von einem Konflikt zwischen den Fraktionen unter der Führung von Yohanna und seinem ehemaligen Assistenten, Pastor Ande I. Emmanuel bestimmt. Im Zentrum der Auseinandersetzungen standen die Differenzen über die Zukunft der Kirche. Unter anderem reichte Emmanuel bei den Bischöf:innen der EmK eine Beschwerde gegen Bischof Yohanna ein. Darin warf er ihm vor, ihn und andere, die sich für den Verbleib in der EmK einsetzten, zu bestrafen, indem er sie verhaften ließ.

Vermittlungsversuche

Im Jahr 2022 vermittelten Mitglieder des Westafrikanischen Bischofskollegiums und des Bischofsrats eine Vereinbarung zur gerechten Lösung zwischen Yohanna und Emmanuel. Der Konflikt ging jedoch weiter. Im März dieses Jahres wurde eine weitere Vereinbarung, der »Nigeria Path Forward Covenant«, getroffen. Sowohl Yohanna als auch Emmanuel hatten einen Beitrag geleistet und stimmten der Vereinbarung zu.

Weggang mit Ansage

Yohanna hatte wiederholt erklärt, er werde sich der Global Methodist Church anschließen und das bischöfliche Gebiet – mitsamt den kirchlichen Besitztümern – werde mit ihm gehen, wenn die Generalkonferenz die gleichgeschlechtliche Ehe und die Ordination von homosexuellen Pastor:innen erlaube. Entsprechend war er nach den Beschlüssen an der Generalkonferenz auch Teil der Gruppe, die gegen die Entscheidungen demonstrierte.
Situation aktuell unübersichtlich

Während Yohanna und Emmanuel beide behaupten, die Mehrheit der Kirchenmitglieder sei auf ihrer Seite, ist die genaue Zahl der Anhänger:innen der beiden nicht bekannt. 2023 sollen 602 000 Personen zur EmK in Nigeria gehört haben, wie aus den Daten hervorgeht, die der Behörde für Finanzen und Verwaltung der EmK vorliegen.
Nach Angaben der Behörde hat die Südnigeria-Konferenz, in der Emmanuel seinen Sitz hat, 296 500 Mitglieder, fast die Hälfte der Methodist:innen des ganzen Bischofsgebiets. Emmanuel erstellt unter anderem aktuell auf seinem Facebook-Account eine Liste von Pastor:innen, die Teil der EmK bleiben.

Nur eine kleine Gruppe

Zu Yohannas Weggang erklärte Emmanuel, dass nicht das gesamte Bischofsgebiet die EmK verlassen habe, sondern nur eine kleine Anzahl von Menschen. »Es ist nur eine Splittergruppe (10%) unter der Führung von Bischof John Wesley Yohanna, die beschlossen hat, die Kirche zu verlassen. Die Mehrheit bleibt Teil der EmK.«

Auf die Frage, was mit den Immobilien der EmK geschehen würde, zu denen neben Kirchen, auch Gästehäuser, Schulen, Krankenhäuser und Waisenhäuser gehören, antwortete Emmanuel, die Frage sei einfach zu beantworten. »Das Eigentum bleibt bei der EmK, weil wir in Nigeria die Kirchenordnung befolgen und weil die meisten Nigerianerinnen und Nigerianer bei der EmK bleiben«.

Bischof John Schol (USA), Bischof Eben Nhiwatiwa (Simbabwe) und Bischof Patrick Streiff (Schweiz) (v.l.n.r.). (Fotos: Council of Bishops)

Trennung unter Missachtung des Kirchenrechts

In einer Erklärung an die EmK in Nigeria sagten Emmanuel und andere, sie seien traurig über die Art und Weise, wie Yohanna die Kirche verlassen habe. »Obwohl es einen strukturierten Prozess und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit den Delegierten der EmK in Nigeria gab, entschied er sich, diese Wege zu umgehen«, erklärte die Gruppe. Dies habe eine Situation geschaffen, »die mit größerer Einigkeit und Rücksicht auf unsere gemeinsame Zukunft hätte gehandhabt werden können.«

Die entsprechenden Verfahren in der Kirchenordnung sehen einen mehrstufigen Prozess vor, wie Jährliche Konferenzen autonom werden können. Demnach könnten die nigerianischen Konferenzen frühestens Ende 2028 offiziell austreten. Die Jährliche Konferenz der Elfenbeinküste, die im Mai für den Austritt gestimmt hatte, wird diesem Verfahren folgen, um wieder eine autonome Kirche zu werden.

Eveline Chikwanah, UMNS / Sigmar Friedrich (EmK Schweiz).
Dieser Artikel erschien zuerst auf der Homepage der EmK Schweiz.