27.03.2019
Projektstart auf sierra-leonische Art
Seit drei Jahren hat Melanie Janietz auf diesen Tag hingearbeitet. Es wurde entwickelt, vorbereitet und getestet. Am 18. März 2019 fand der offizielle Projektstart mit Vertretern der Evangelisch-methodistischen Kirche, des Bildungsministeriums und der Öffentlichkeit statt.
In den letzten Wochen sah meine Arbeit für mich sehr unüblich aus. Ich bin kurzerhand vom Projektleiter, Trainer und Sozialarbeiter zu einem Eventmanager mutiert. Warum? Weil die Phasen des Lernens, Entwickelns, Austestens und Verbesserns nun abgeschlossen sind. Es gibt ein fertiges »Unterrichtsmanual«, das von Schülern und Lehrern getestet wurde und es gab die ersten Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer, die sehr erfolgreich waren. Nun soll das Projekt größer werden und dafür müssen wir die sierra-leonische Öffentlichkeit miteinbeziehen. Es musste also ein großes Event her.
Schon im Vorfeld liefen die Gespräche mit den Leitern der EmK in Sierra Leone, den Ministerien für Bildung und für Soziales, dem sierra-leonischen Äquivalent des Bürgeramts, der Polizeidienststelle für sexuelle Gewalt und vielen anderen.
Am 18. März war es soweit: Ein großes Festzelt, ein Werbebanner und laut aufgedrehte sierra-leonische Musik auf dem Gelände des Frauenausbildungszentrums in Bo verrieten jedem vorbeilaufenden Menschen, dass hier heute etwas Großes passiert. In zwei Radiosendern wurde dieser Tag mit einem Radiojingle beworben und es gab schon vorab Interviews im Radio mit den Lehrern aus dem Projekt.
Nun kamen etwa 150 Gäste aus ganz unterschiedlichen Teilen Sierra Leones: Pastoren, Lehrer, Schulleiter, Schüler, Ministeriumsangestellte, Leiter von Krankenhäusern, die Polizei und verschiedene soziale Organisationen. Sie alle lauschten gespannt den Reden des Bischofs, des Bildungsministeriums, verschiedenen Partnern des Projekts und mir, die ich Ziel und Vorgehen des Projekts vorgestellt habe. Alle Reden hatten gemein, dass Sexualaufklärung, Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten und Prävention von sexueller Gewalt Themen sind, die in Sierra Leone viel zu lange nicht besprochen wurden. Nun soll dieses Programm helfen, neue Wege zu finden, damit die Jugend Sierra Leones gute Zukunftschancen haben kann.
Fünf Lehrer, die bereits an den ersten Lehrerschulungen teilgenommen haben, haben eine Theaterszene gespielt. Es wurde gebetet, gesungen und getanzt und am Ende gab es erneut unter lauter Musik kalte Getränke und etwas zu essen.
Es war besonders schön, an diesem einen Tag so viele Menschen zu treffen, mit denen ich in den vergangenen drei Jahren zusammengearbeitet habe. Bei einem Gruppenfoto mit dem Bischof waren auch nochmal die Lehrer zusammen, deren Arbeit in das fertige Unterrichtsmanual geflossen ist.
Zum krönenden Abschluss wurde ich noch zum Interview gebeten. Während mir also die Kameras, Telefone und Diktiergeräte von Radiosendern, Zeitungen und einem Fernsehsender ins Gesicht gehalten wurden, durfte ich erneut von unserer Arbeit berichten. Und von unserer Hoffnung, dass die Jugendlichen ihr Potenzial voll ausschöpfen können, gänzlich ungebremst von Teenagerschwangerschaften, sexuell übertragbaren Krankheiten und sexueller Gewalt.
Seit dem Abschluss dieses Events laufen nun schon wieder die Vorbereitungen für die nächsten Lehrerworkshops und wir bekommen viele Anfragen von Schulen und sozialen Organisationen, wann wir in ihre Gegend kommen. Und während wir den Kalender durchforsten, läuft im Radio das Interview mit mir. Bei über 50 weiterführenden Schulen und über 300 Grundschulen der methodistischen Kirche in Sierra Leone fängt die Arbeit eigentlich erst an.
Melanie Janietz
Alle Fotos: Jan-Ulric Janietz
Im Herbst 2019 wird Familie Janietz wieder in Deutschland unterwegs sein und von der Arbeit in Sierra Leone berichten. Interessierte Gemeinden können sich an die Konferenzmissionssekretäre Wolfgang Bay D.min. (SJK), Thomas Günther (OJK) und Günter Loos (NJK) wenden.